Auszug aus der Gemeindechronik Jabing
URSPRUNG DES ORTSNAMENS
Auf Grund der Grenzbesichtigunge in den Orten Olbendorf im Jahr 1333 und Jabing im Jahr 1393 scheinen in den Urkunden von der Familie Jobbagy Söhne als Zeugen und Besitzer auf.
Im Zusammenhang mit den Urkunden kann man annehmen, dass der Name unserer Gemeinde Jabing nach verschiedenen Vorgaben von der ungarischen Familie Jobbagy stammt. Die Familie Jobbagy findet man in den Aufzeichnungen bis in das Jahr 1717.
Die Schenkung von Hab und Gut an seinen Diener am königlichen Hof, Andreas Bogath teilt König Sigismund im Jahr 1427 an die Gemeinde Jobaggy schriftlich mit.
Die Familiennamen Baliko und Bogath (Bogad) sind ab diesem Zeitpunkt bis heute im Dorf vorhanden.
Außerdem gibt es in Ungarn ca. 60 km östlich von Budapest ebenfalls eine Gemeinde Jobaggy. Um keine Verwechslung aufkommen zu lassen, wurde unserer Gemeinde der Komitatsname „Vas“ vorgesetzt.
Wir wohnen also in der Gemeinde „Vasjobaggy.“
GESCHICHTE UND ENTWICKLUNG
Die Gegend, in der das heutige Jabing liegt, war wahrscheinlich schon einige tausend Jahre vor Christi Geburt von Menschen besiedelt. Darauf deuten Gefäße und Werkzeuge hin, die bei der Rodung des Waldes zwischen Rotenturm und Jabing am rechten Ufer der Pinka gefunden wurden und aus der Stein – und Bronzezeit stammen. (aufbewahrt im Landesmuseum).
Im Jahre 995 wrden die Magyaren von König Otto auf dem Lechfeld bei Augsburg entscheidend geschlagen und ziehen sich nach Pannonien zurück. Zu ihrem Schutz errichten sie an der Westgrenze eine Verteidigungslinie, stellen Grenztruppen auf und legen Grenzwächtersiedlungen an.
Etwa ab 1043 verlief die Grenze zwischen dem Deutschen Reich und dem Königreich Ungarn entlang der Lafnitz und der Leitha. Diese Grenze hatte bis 1921 bestand.
An die im Mittelalter entstandenen Grenzwächtersiedlungen erinnern die burgenländischen Ortsnamen mit „-wart“, es ist eine Übersetzung des ungarischen „ör“ für Wachposten.
Noch heute heißt das Gebiet von Oberwart und Unterwart, das mittlere Pinnkatal, die “ Wart“, und bis heute liegt dort ein Zentrum der ungarisch sprechenden Bevölkerung des Burgenlandes.
Grenzwächtersiedlungen findet man in Oberwart, in Unterwart, in Siget in der Wart, in Klein-Jabing sowie in Kohfidisch.
Auch wurde im 12. und 14, Jahrhundert zur Sicherung der Westgrenze Ungarns eine Kette von Grenzburgen (z.B. Güssing, Schlaining, Landsee oder Forchtenstein) geschaffen.
Die Grenzwächter mussten die Grenze beobahten, das Herannahmen des Feindes raschest melden und , feindliche Truppen in kleinere Gefechte verwickeln und sie mit einem Hagel von Pfeilen überschütten, bis sich das große ungarische Heer zum Kampf bereit gemacht hatte.
In dieser Zeit erfolgt die Erwähnung einer Wüstung mit 7-12 Häusern (Hütten) zwischen Großpetersdorf und Jabing mit Namen „Ebersdorf“. Ohne Aufzeichnungen ist der Standort der Wüstung. Es wurden aber im vorigen Jahrhundert westlich vom evangelischen Friedhof beim Ackern, Fundamentreste, Malter, Steine und Ziegel, auch beim Graben von Brunnen, Teile von Gefäßen gefunden. Nach der Beschreibung der Ziegel sollen diese sehr breit gewesen sein. Vielleicht waren es römische Ziegel und es bestand dort bereits eine römische Siedlung.
Weiters fand ein Landwirt beim Ackern im November des Jahres 1934 in dieem Geibet 1425 Stück römische Münzen. Diese stammen aus der Zeit von 313 bis 345 nach Christug. Dies alles deutet darauf hin, dass zur Römerzeit hier bereits eine Siedlung bestand. Man nimmt deshalb auch an, dass durch dieses Gebiet eine nicht unbedeutende Römerstraße führte.
Der Weg von der vermuteten Wüstung zur Pinka wird noch immer Mühlweg genannt. Denn nach mündlicher Überlieferung befand sich ca, 150 m nördlich vom Dörfl an der Pinka eine Mühle aus Holz. Die morschen Holzpiloten auf denen die Mühle gebaut war, konnte man bei Niederwasser noch bis Mitte des vorigen Jahrhunderts besichtigen. Aus vorgenannten Daten ist anzunehmen, dass der ältere Teil der Gemeinde Jabing, die Grenzwächter bzw. die „Klein-Adeligen“ (einhöfige Adelige) in Klein-Jabing waren. Die Muttersprache war ungarisch.
Mit Abstand zu Klein-Jabing (Adelig-Jabing) wurden am östlichen Ufer der Pinka vom Grafen aus Rotenturm das Bauerdorf Jabing angesiedelt.
Durch dieHeirat von adeligen Mädchen mit nichtadeligen Männern entwickelte sich eine neue Gesellschaftsschit der „Agiles“, die Halbadeligen, auch Porzioner genannt.
An der Spitze dieser drei Wirtschaftsgruppen, welche ihr eigenes Wirtshaus hatten, fungierte ein unter sich gewählter Wirtschaftsverwalter. Auf Grund seiner Verantwortung der Herrschaft gegenüber wurde er von den Mitgliedern seiner Gruppe nicht nur „Richter“ genannt, sondern führte er diesen Titel auch bei Unterschriften und Bekundungen.
Bei Einführung der autonomen Gemeindeverwaltung und Aufhebung der Bevormundung durch die Herrschaft, deren Untertanen sämtliche Wirtschaftsgruppen waren (nach 1848) bestand unter den drei Wirtschaftsgruppen ein durch Jahrzehnte eingehaltenes Übereinkommen, das jedes vierte Jahr eine andere Gruppe den Richter (Bürgermeister) beistellte.
Die ungarischen Familien waren sehr ungünstig im Ort verteilt. Denn nur die evangelischen Kleinadeligen im sogenannten Klein-Jabing bidleten eine geschlossene Einheit, nur sie blieben Ungarn. Nach dem Jahr 1848 unterschied die ungarischen Familien, die in deutscher Umgebung lebten, nichts mehr von ihren Nachbarn, außer ihrer Sprache.
Bei den meisten blieb nur mehr der Name ungarisch – Baliko, Bogad, Bogath sowie Thek zeugen davon.
Zur vollständigen Verarmung des ohnehin sehr armen Volkes haben die großen Brandkatastrophen der Jahre 1868 und 1879 beigetragen. 34 bzw. 82 Häuser samt Nebengebäude und zahlreiche Haustiere wurden ein Raub der Flammen. Nach dieser Brandkatastrophe entstand eine neue Siedlung – das „Neudörfl.“
Eine zusätzliche Erweiterung erfuhr Jabing nach dem 2. Weltkrieg durch die Schaffung von Hausplätzen, wie auf der Wölfel Mühle, dem Hausbau zwischen Kleinjabing und dem Ort selbst, Schafgarten, Meierhof, Sportplatz, Hinter den Gärten sowie am Felde mit der Wohnhaussiedlung.
Der Jabinger Plutzer
Die Natur meinte es gut mit den Jabingern und stellte ihnen im Wald den Rohstoff Lehm zur Verfügung. Dieser musste händisch aus den sogenannten Tongruben gewonnen werden. Der Lehm war zwar sandig aber er erforderte eine Vorbereitung, um daraus verschiedene Gefäße zu töpfern. Diese waren der allseits bekannte „Jabinger Plutzer“ für das Wasser am Feld sowie die „Mülli-Stitzn“, um saure bzw. dicke Milch zu gewinnen.
Die Anfertigung des Plutzers erforderte besondere Geschicklichkeit. Der Lehm musste mit Wasser geschmeidig vorbereitet und als Klumpfen auf die Töpferscheibe gebracht werden. Die Töpferscheibe war ein drehbares rundes Holzgestell mit Ober- und Unterteil, welchs mit einem Fuß bewegt werden konnte.
In drei Etappen wurde der Plutzer gefertigt, zunächst der Unterteil zu zwei Drittel, der Oberteil und das Mundstück wurden extra angefertigt, anschließend auf den Unterteil gesetzt und dann der Henkel angesetzt.
Die „Mülli-Stitzn“ war einfach aus einem Teil gefertigt. Nach der Anfertigung wurden die Gefäße auf Stellagen zur Vorbereitung auf das Brennen getrocknet. Jeder Hafner hatte einen aus Ziegeln gebauten eigenen Brennofen.
Der aus Ton (Lehm) gefertigte Plutzer hielt längere Zeit die Temparatur der eingefüllten Flüssigkeit. Wenn man ihn auf das Feld mitnahm, wickelte man ihn noch zusätzlich in ein feuchtes Tuch.
Der Plutzer und die Mülli-Stitzn waren nicht nur bei uns in Jabing – damals noch Ungarn – sondern auch in Österreich, der östlichen Steiermark bekannt und beliebt.
Zum Verkauf der Ware wurde für diese weite Strecken ein Pferdefuhrwerk aufgenommen, welches nicht selten mehrere Tage unterwegs war. Im näheren Umkreis wurde der Handel zu Fuß betrieben. Die Ware wurde an einer Leine befestigt, die anschließend um den Hals gehängt wurde. Auch auf den Märkten der umliegenden Gemeinden wurde der Jabinger Plutzer angeboten.
Von jeher war der Kosenahme von uns Jabinger somit „Jabinger Plutzermacher“ oder „Jabinger Plitzerl.“
Auswanderung nach Amerika
Die Situation unserer Gemeinde war am Ende des 19.Jahrhunderts von Armut geprägt. Die ohnehin schon arme Bevölkerung wurde durch die Brandkatastrophen von 1868 und 1879 bei denen 34 bzw. 82 Häuser samt Nebengebäuden und zahlreichen Haustieren vernichtet wurden, schwer heimgesucht.
Die sogenannte Bauernbefreiung mit der gegen Ende der 1850 er Jahre erfolgten Grundübertragung erbrachte nicht die erhoffte wirtschaftliche Besserung. Wohl konnte nun jeder heiraten, wen er wollte, konnte Grund und Boden verlassen und solchen erwerben.
Der Bauer war frei, aber in der Freiheit des Wirtschaftens waren ihm vom Kapital enge Grenzen gesetzt. Teilweise waren die Äcker, die den Bauern zugewiesen wurden zu klein, zum Teil waren sie von minderer Qualität. Dazu kam der starke Bevölkerungszuwachs, der zu einer starken Zersplitterung des bäuerlichen Besitzes geführt hat. (Hosenriemenäcker).
Die Erbteilungen hatten nicht nur die Verkleinerung des bäuerlichen Besitzes zur Folge, sondern auch die unwirtschaftliche Aufsplitterung in kleine, aber zahlreiche Feldeinheiten. Dabei ging es vor allem um die Auszahlung der miterbenden Geschwister. Hier genügte oft nur ein Aufenthalt von wenigen Jahren in Amerika, um mit den mitgebrachten Ersparnissen die Landwirtschaften zu sanieren.
Die Möglichkeit bot sich auf Grund des Arbeitsbedarfes in Amerika und der burgenländischen Amerikaauswanderung. Diese Massenwanderung in der Zeit von 1890 bis 1914 war eine Phase, in der ein gewaltiger Bevölkerungsüberschuss abgebaut wurde. Denn gleichzeitig fand die gigantische Industrialisierung des amerikanischen Ostens statt, die diese Menschen angezogen hat. Die marode Landwirtschaft und die fehlende Industrie im eigenen Land zwang die Menschen dazu, ins Ausland zu gehen.
1.Arbeitswanderung
Die Amerikaauswanderung der Burgenländer konnte allein schon deswegen rasch um sich greifen, weil es hier bereits eine mobile Bevölkerungsschicht gegeben hat. Es gab ja schon eine Arbeitswanderung seit Beginn des 19.Jahrhunderts. Leute, die selbst weder Grund noch Boden noch eine gewerbliche Existenz hatten, die sie an das Haus band, waren gezwungen, den Großteil ihres Lebens als Landarbeiter im Sold ungarischer Magnaten zu verbringen oder als Hilfsarbeiter nach „Österreich“ zu gehen. Die Erfolgsnachrichten und die oft sagenhaften Verheißungen, die aus Amerika kamen, sind aus den eben angeführten Gründen im Burgenland auf besonders fruchtbaren Boden gefallen. Der Burgenländer riskiert viel und setzt sein ganzes Vertrauen auf einen „starken Glauben und zwei fleißige Hände“. Geschützt auf dieses Vertrauen, glaubt er, fast alles wagen zu können.
Die Verbundenheit mit der alten Heimat zeigt die Spende des „Amerikaner Kreuzes.“
Mit einer Kreuzigungsgruppe vor der Kirche und der Inschrift „ISTEN DICSÖSEGERE 1910“ (Zum Ruhme Gottes 1910) „Gewidmet von den in Amerika lebenden Mitglieder unserer Pfarrgemeinde sowie in Stein gemeißelten 96 Namen und 25 Anfangsbuchstaben der Frauen, sind es insgesamt 121 Auswanderer (Spender) bis zum Jahr 1910.
Nach dem 1. Weltkrieg 1914 – 1918 war die Lebenssituation noch schlechter als vorher. Die unsicheren Zeiten zwischen 1918 und 1921, in welchen die staatliche Zugehörigkeit des Burgenlandes drei Jahre lang offen blieb, trug auch nicht dazu bei, die jungen Menschen von Amerika zu begeistern – in der Hoffnung, in Österreich wird es besser.
2. Arbeitswanderung
In der Zwischenkriegszeit der Jahre 1921 bis 1939 haben laut Passagierliste des Staatsarchivs Bremen, von Bremerhaven nach New York 76 Personen aus unserer Gemeinde Jabing den Hafen verlassen. Von anderen Reedereien liegen keine Daten vor. Fast jeder hat eine Tante oder einen Onkel in Amerika, die ihm oder ihr das „affidavit“ schickte, jene Erklärung dass der Einwanderer im Notfall, diesem Bürger und nicht dem Staat zur Last fallen werde. Meistens schickten sie noch das Ticket für die Schiffsreise dazu.
Mehr von der Jabinger Geschichte und Brauchtum finden Sie in der Gemeindechronik Jabing.
Käuflich zu erwerben während der Amtsstunden im Gemeindeamt 7503 Jabing, An der Pinka 18. Tel: 03362 26 15-0